Wer traurig ist, wird bemitleidet und manchmal sogar gemieden. Statt einfach zuzuhören, werden Versuche der Aufmunterung unternommen, häufig mit der Aussage „Ist doch alles nicht so schlimm!“.

Kein Wunder also, dass wir gelernt haben, unsere Traurigkeit nicht zu zeigen oder zu verdrängen. Auch hier besteht ein Unterschied in der Wahrnehmung der Emotion bei Frauen und Männern. Weinen in der Öffentlichkeit ist bei Männer gesellschaftlich noch viel weniger akzeptiert als bei Frauen.

Dabei ist Trauer eine für uns sehr wichtige Emotion: Sie hilft uns, das anzunehmen, was wir nicht ändern können und unseren Frieden damit zu schließen. Wir fühlen Traurigkeit in Situationen, in denen Wut nichts ausrichten kann und wir uns dem Lauf des Lebens hingeben müssen. Sie hilft uns zu akzeptieren, dass nicht alles so läuft, wie wir es gerne hätten.

Gleichzeitig würdigen wir mit unserer Trauer das, was war oder was wir uns gewünscht haben.

 

Traurigkeit bringt uns in Kontakt mit uns selbst und erleichtert es uns damit auch, mit anderen in authentischen Kontakt zu treten. Wenn wir uns keine Traurigkeit erlauben, steigt die Gefahr, dass wir oberflächlich und gleichgültig werden, die Gefühle und Bedürfnisse anderer verdrängen und unser Einfühlungsvermögen verlieren. Traurigkeit zuzulassen hat eine entspannende Wirkung, körperlich und emotional. Sie dauerhaft festzuhalten erzeugt Härte und Unzufriedenheit.

ViAnima